Schmuck: zwischen Skulptur, Konzept und Kommunikation Wenn man eines meiner Schmuckstücke trägt, lassen sich fragende Blicke nicht vermeiden. Eine junge Frau etwa schaut abwechselnd auf den großen roten Ring und auf das Gesicht der Trägerin, auf den Ring und wieder in die Augen und danach wieder auf den Ring. Der neugierige Blick verrät die Frage: „Was ist denn das für ein seltsamer Ring? Was ist das für eine Frau?“ „Blop“ Und genau darum geht es mir. Fragen aufwerfen, Neugier wecken, kommunizieren. Bei der Arbeit „Beziehungskisten“ entwickelt sich Kommunikation auf einer Metaebene. Beziehungskiste! Das Wort finde ich spannend, vor allem weil jede Person eine sehr unterschiedliche Auffassung von der Bedeutung dieses Worts hat. So entsteht zwischen Träger und Betrachter eine Unterhaltung über sehr persönliche Sehensweise, auf einer Ebene aber, auf der man sich mit völlig unbekannten Leuten verständigen kann. In Italien geboren, lebe ich seit zehn Jahren in Nürnberg und als „Ausländerin“ nimmt man Wörter etwas anders wahr. Vielleicht ist es, weil ich in Italien und in Deutschland gleichzeitig arbeite oder weil ich selber nicht weiß, welche von den beiden Sprachen mehr „meine“ Sprache ist, dass mein Schmuck selbst zur Sprache wird. Einen starken skulptorischen Charakter hat die Schale „Leggera“, aus Eisen, geschmiedet und geschweißt. Wie aus einem Nukleon wächst die Form heraus und nimmt immer mehr Raum in Anspruch. Das Wachstum prägt sein Aussehen, Materie und Leere bestimmen in gleichem Maß die Form. Hier wird das gängige Konzept von Schale umgekehrt. Das Gefäß ist leicht und voluminös und braucht selbst mehr Platz als die Früchte, die in ihr liegen. Das Geschwürartige, die Koexistenz von Regelmäßigem und Unregelmäßigem sind hier Thema. Auch bei „Frühstück bei Tiffany“ ist die Abweichung von einer bestimmten Norm wichtig. Wie eine klassische Juwelenkette gibt sich „Frühstück bei Tiffany“ zart und filigran.Beim näheren Betrachten sieht man aber, dass die klassische „Körbchenfassung“ statt Edelsteine zu tragen, nackt liegt hinter einem architektonischen Aufbau. Die ursprüngliche Funktion entfällt und die Träger dieser Funktion werden Ornament. Das zarte Rosa, das in verschiedenen Nuancen die Kettenglieder färbt, lässt das Metall erkennen, verleiht ihm eine andere ästhetische Ausstrahlung. Meine letzten Arbeiten sehen etwas aus wie innere Organe, die man nach außen trägt. Bunt, groß, eigen und ziemlich auffällig. „Schmuck“. Die Formen öffnen sich, klettern auf dem Pulli herum, scheinen sich bewegen zu wollen, als ob sie eigenes Leben hätten. Fast wie ein Kristall oder wie nach einer mathematischen Formel aufgebaut, verhalten sich diese Objekte doch wie organische Materie. Oder sie schauen von weitem aus wie eine „Blume“. Je mehr man sich nähert, um so mehr merkt man, dass sie als Blumen doch etwas seltsam sind. Die geometrische Struktur löst sich auf und verfließt in ein undefiniertes helles, organisches Etwas. Alessandra Pizzini
über mich und meinen Schmuck
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